Archive for the 'Philosophie' Category

Goldene Regel vs. Kategorischer Imperativ

Behandle andere so, wie du von ihnen behandelt werden willst (Goldene Regel)

Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde. (Kant, 1785)

Auf den ersten Blick sieht das inhaltlich identisch aus.Was soll denn die zweite, verschwurbelte Variante schon anders heißen als die erste Formulierung? Statt direkt auf den anderen einzugehen wird ein allgemeines Gesetz zwischen mir und dem Anderen zwischengeschaltet. Aber an meinem Verhalten ändert sich nichts. Man erhält in beiden Fällen keine konkrete Anweisung („Tue dies! Unterlasse jenes!“), nur etwas Abstraktes. Schmückt sich da wer mit fremden Federn?

Tony Soprano (in The Sopranos 1×12) fasst das Problem genauer: Hau deinem Nächsten mit demselben Respekt eine in die Fresse, mit dem du willst, dass er dir eine in die Fresse haut, kapiert? Der Masochist möchte Schmerzen spüren und fügt demnach anderen Schmerzen zu. Er handelt also nach der Goldenen Regel. Mittels des kategorischen Imperatives kann ein Masochist sein Verhalten nicht länger rechtfertigen, da er nicht ernsthaft die Maxime „Füge Schmerzen zu“ auf alle Menschen übertragen kann.Was machen die, die gar keinen „in die Fresse“ wollen?  Bernhard Shaw meinte dazu (in der negativen Variante der Goldenen Regel): „Do not do unto others as you would that they should do unto you. Their tastes may be different“. Die Goldene Regel zeigt ihre Schwäche an Situationen wie diesen: Kann ein Richter einen Dieb zu einer Haftstrafe verurteilen, würde er doch selbst anstelle des Diebes auch lieber freigesprochen werden?

Cyanide and Happiness, a daily webcomic

Cyanide & Happiness @ Explosm.net

Die Alternativformulierung der goldenen Regel lautet manchmal auch “ Der, der das Gold hat, macht die Regeln“. Das Problem der Bewertung der Lust des Sadisten gibt es auch im Utilitarismus. Die „Happiness“ des Sadisten ist gleichwertig zu anderen harmlosen Arten von „Happiness“. Konsequent, aber kontraintuitiv.

Meine Lieblinks:

Erkenntnisse über Diskussionen im Internet
Das Lego Testament
Über Handys in Schulen
Deaddrops

Huhn oder Ei?

Die klassische Frage, ob das Huhn oder das Ei zu erst da war, ist endlich beantwortet. Es ist das Huhn!

Wo das nun geklärt ist, kann man sich ja den wirklich wichtigen Fragen zu wenden: Welche Farbe hat ein Chamäleon zwischen zwei Spiegeln? Was landet unten, wenn man einer Katze ein Marmeladenbrot auf den Rücken bindet? Warum kann Superman Pistolenkugeln abfangen, aber duckt sich, wenn die Bösewichte ihn mit der Waffe bewerfen? Was passiert, wenn Pinoccio sagt: „Meine Nase wird jetzt wachsen!“? Was ist ein Schlüssel ohne Schloß?…

Oder welche Fragen habe ich noch vergessen?

Links *update*

Beiträge von Philipp Scharrenberger anlässlich eines Poetry-Slams.

Erst die Moral, dann das Fressen (TAZ Artikel)

Dungeons & Discours (Comic)

Update:

Neue „Geheimlehre“ bei Platon entdeckt.

Wenn man Beispiele und/oder Anspielungen benutzt, sollte man wissen auf was man anspielt und das auch so kommunizieren. Das gilt besonders für Personen, die im Licht der Öffentlichkeit stehen, wie einen Bundespräsidentenkandidaten. Bei der FAZ gibts es einen lesenswerten Artikel, welcher den intellektuellen Anstrich Wulffs ziemlich schnell wieder abblättern lässt. Lesen!

Orte des Philosophierens

Philosophie und Mathematik können und werden an den unterschiedlichsten Orten betrieben. In der Schule, in der Uni, im Alltag, einfach überall. Manche Orte eignen sich mehr, manche weniger. Man muss sich nur von Ablenkungen frei machen, um sich gänzlich, gleichsam meditativ in diese Gedankenwelt zu versetzen. Fermat hatte hierfür seinen Küchentisch. Sokrates philosophierte mitten auf der Agora (Marktplatz), vor dem Tempeleingang und bei den Konkurrenten der Stoa, deren Schule im doppelten Sinne gemeint ist (Gebäude+Lehre). Epikur zog sich in seinen Kepos (Garten), Platon in seine Akademie und Aristoteles in seine Wandelhalle (Peripatos) zurück. Alle drei übrigens außerhalb der Stadtmauern. Rene Descartes und Leibniz haben dafür einen sehr speziellen und sympathischen Ort gefunden an dem dies besonders gut möglich war. Das Bett. Descartes verließ es seltenst vor 11 und Leibniz hatte morgens im Bett mehr Ideen als er den restlichen Tag herunterzuschreiben vermochte.

Falls mich wer sucht, ich bin dann mal im Arbeitszimmer

suddenly…monkeys everywhere


Frage: Was kommt heraus, wenn man einen Affen unendlich lange zufällig auf einer Schreibmaschine tippen lässt?

Antwort: Shakespeares Hamlet! Die Bibel! Einfach alles und das sogar fast mit Sicherheit! Die polemische, zynische Schlussfolgerung wäre: Selbst ein Affe kann also die genannten Werke schreiben. Leider bräuchte man entweder eine unendliche Anzahl von Affen oder einen unendlich lange lebenden Affen, so dass unter anderem darum das „Infinite Monkey Theorem“ ein Gedankenexperiment bleibt. Für die ersten 24 Buchstaben aus Henry IV. brauchte es wohl knapp 10 Trilliarden (10.000.000.000.000.000.000.000) Affenjahre. Die Mathematik dahinter ist erstaunlich. Die Affen im obigen Clip haben übrigens den Anfang von „A Tale of Two Cities“ (1959) geschafft (bis zum „blurst“). Wer weiß wie lange schon sie dafür tippten. Ein praktikables Verfahren für meine Masterarbeit scheint es mir dann leider nicht.

Fundstücke zu Kant

Zur Zeit beschäftige ich mich viel mit der Kritik der reinen Vernunft und habe bisweilen damit so meine Mühen. Es ist allerdings ein Trost zu sehen, dass ich damit nicht alleine war/bin. Immerhin musste Kant sogar extra eine ‚Einführung‘, die Prolegomena, ebenfalls von ein paar Hundert Seiten Länge, schreiben, damit er verständlich(er) wurde.

Ich gestehe Ihnen, daß ich kein Buch in der Welt kenne, das zu lesen mir soviel Anstrengung gekostet hätte. (Garve)

Ihre Kritik der reinen Vernunft ist für mich auch Kriterium der Gesundheit. So oft ich mich schmeichele, an Kräften zugenommen zu haben, wage ich mich an dieses nervensaftzehrende Werk und bin nicht ohne Hoffnung, es in diesem Leben durchdenken zu können. (Mendelssohn)

Kant: „Aber hast du Geschäftsmensch wohl auch einmal Lust, meine Schriften zu lesen?“
Wlömer:“O ja! und ich würde es noch öfter tun, nur fehlen mir die Finger.“
Kant:“WTF?“
Wlömer:“Ja, lieber Freund, Eure Schreibart ist so reich an Klammern und Vorbedingheiten, welche ich im Auge behalten muß; da setze ich den einen Finger aufs Wort, denn den zweiten,dritten, vierten und ehe ich das Blatt umschlage, sind meine Finger alle.“ (Zelter)

Aber im Grunde meinte er es ja nur gut mit uns wie folgende Anekdote zeigt. Ich finde, dass man aus dem Leben und Verhalten von Leuten genauso viel erfährt wie in ihren großen Werken: Das Begräbnis des Weinglases:

Kants Gutmütigkeit artete oft in eine zu ängstliche Besorgnis aus, jeden auch nur möglichen Schaden zu verhüten, wie Sie dies aus folgendem Zuge werden abnehmen können. Eines Tages stieß sein Bedienter an ein Weinglas und zerbrach es. Kant ließ sorgfältig alle Stücke des Glases auf einen Teller zusammenlesen und vor sich hinsetzen. Kaum hatten wir abgegessen, so wünschte er, daß wir selbst das Glas vergraben möchten, weil er dies unmöglich seinem Bedienten anvertrauen könnte. Dieser mußte einen Spaten holen und inzwischen gingen wir allenthalben im Garten umher, um einen schicklichen Platz für das zerbrochene Glas aufzusuchen. Bei jedem Vorschlag machte er den Einwand, es wäre doch möglich, daß einmal ein Mensch daran Schaden nehmen könnte, bis endlich nach vieler Überlegung an einer alten Mauer eine Stelle dazu ausgefunden wurde und eine tiefe Grube gegraben wurde, wo die Glasstücke in unserm Beisein sorgfältig verscharrt wurden. (Jachmann)

P.S. Persönliche Randnotiz ohne damit eine Kausalität mit obigem zu suggerieren: Ich bin offiziell ergraut.

Der Philosoraptor

Jetzt kann ich wirklich sagen:“Das hat mir noch gefehlt!“. Wieder einmal hat sich ein Internet-Mem zu neuer Massenpopularität aufgeschwungen. Der Philosopraptor ist soeben als App erschienen.
>Der Philosoraptor als App<

Rasiermesser

Ockhams Razor (Nimm nicht mehr Entitäten als unbedingt nötig an bzw. die einfachste Erklärung ist gegenüber komplexen zu bevorzugen) kannte ich bereits. Neu ist für mich allerdings Hanlon´s Razor. Die Funktion ist ähnlich, aber auf Mitmenschen und deren Verhalten bezogen und so besagt dieses Prinzip:

Never attribute to malice that which can be adequately explained by stupidity.

Mal sehen wie viel Böses noch in der Welt nach einer Woche verbleibt…

Monty Phyton Philosopher´s World Cup

Wenn Philosophen Fußballspielen oder Deutschland gegen Griechenland

Da der Flying Circus von 1969-1974 ausgestrahlt wurde, gehe ich davon, dass den Sketch jüngere Leser tendenziell eher nicht kennen. Eine gute Gelegenheit für Ältere es aufzufrischen und die Jüngeren es nachzuholen.Die Besetzung ist bis in die Ersatzbank hochkarätig und die Einwürfe z.B. Hegels bzgl. des freien Willens oder der Konstitution der Welt sind stimmig.

>Klick mich<

Nur wie ist die #6 bei den Deutschen und die #4 bei den Griechen in den Kader gekommen und steht Sokrates nicht im Abseits?

Später haben Monty Phyton noch ein Lied veröffentlicht, dessen Text wie folgt geht:

Immanuel Kant was a real pissant
Who was very rarely stable.
Heidegger, Heidegger was a boozy beggar
Who could think you under the table.
David Hume could out-consume
Wilhelm Freidrich Hegel,
And Wittgenstein was a beery swine
Who was just as schloshed as Schlegel.

There’s nothing Nietzsche couldn’t teach ya‘
‚Bout the raising of the wrist.
SOCRATES, HIMSELF, WAS PERMANENTLY PISSED…

John Stuart Mill, of his own free will,
On half a pint of shandy was particularly ill.
Plato, they say, could stick it away;
Half a crate of whiskey every day.
Aristotle, Aristotle was a bugger for the bottle,
Hobbes was fond of his dram,
And Rene Descartes was a drunken fart: „I drink, therefore I am“
Yes, Socrates, himself, is particularly missed;
A lovely little thinker but a bugger when he’s pissed!

Themenwoche 3Sat Philosophie (Update)

Heute startet eine Themenwoche zu wirklich klassischen Themen der Philosophie wie Sinn des Lebens, Bewusstsein, Identität uvm. Gezeigt werden u.a. philosophische Größen wie J. Habermas und Newcomer wie R.D. Precht.

Der Auftakt heute mit einem Tibetologen und Schnädelbach war schon einmal sehr brauchbar. Unbedingt anschauen! Wer was verpasst hat, kann es unter http://www.3sat.de/ nachholen. Das dürfte auch angesichts der teilweise unverschämten Sendezeiten angebracht sein.

Update:
Am meisten schätze ich die kleine Reihe Philosophisches Kopfkino bei der Christoph Maria Herbst gekonnt ironisch und süffisant Begriffe wie Dialektik, Empirismus, Ethik, Hermeneutik, Idealismus, Wahrheit, usw. erklärt. Genial gemacht!


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